WISSENSCHAFT UND TECHNIK niedrige Reproduzierbarkeit der Rauheit und die vergleichsweise hohe Unwirtschaft- lichkeit (Einsatz sehr niedriger Temperaturen) aus prozesstechnischer Sicht herausfordernd für eine industrielle Anwendung. Bei Zugabe von Glycolsäure konnte keine signifikante Ver- besserung im Hinblick auf die Rauheit, Härte, Rücklösung und Wachstumsrate im Vergleich zum Grundelektrolyten festgestellt werden. Wichtiges Ergebnis ist somit, dass Glycerin und Oxalsäure den Schichtbildungsprozess positiv beeinflussen, was die mechanischen Eigenschaf- ten (Härte, rücklösungshemmende Funktion) der Legierung 7075 auch bei höheren Tempe- raturen verbessert. Außerdem kann eine einge- schränkte Verbesserung der Homogenität durch Verwendung dieser Additive erreicht werden. Die mit einem Additivgemisch hergestell- ten Schichten weisen im Gegensatz zu den übrigen Elektrolyten deutlich verbesserte Här- teeigenschaften bzw. eine geringere Porosität insbesondere bei höheren Temperaturen auf. Hierbei stellt sich heraus, dass eine passende Mischung von Zusätzen einen wesentlichen Beitrag zur Senkung des Kühlenergiebedarfs und zu mehr Energieeffizienz bei der Her- stellung von Harteloxalschichten hoher Härte leisten kann. Durch den Einsatz von Pulsstrom und der damit verbundenen Verminderung von Prozesswärmeentwicklung lässt sich dies weiter verbessern. Kontakt: TU Ilmenau, Fachgebiet für Elektrochemie und Galvanotechnik Prof. Andreas Bund andreas.bund@tu-ilmenau.de Dr. René Böttcher rene.boettcher@tu-ilmenau.de mohammadshahabaldin.Najafi@tu-ilmenau.de Literatur 1 J. Dean, Lange’s Handbook of Chemistry, 12th Hrsg., New York: McGraw-Hill, 1979 2 R. Morgenstern, M. Sieber, I. Scharf und T. Lampke, Einfluss von Fremdsäuren auf das Anodisieren von kupferhaltigen Aluminiumlegierungen, WOMag On- line, 7-8, 2018 3 J. M. Runge, The Metallurgy of Anodizing Aluminum: Connecting Science to Practice, Springer International Publishing, 2018 4 M. Najafi, Charakterisierung des Einflusses organi- scher Verbindungen beim Anodisieren der Alumini- umlegierung EN AW 7075, Masterarbeit, Technische Universität Ilmenau, Ilmenau, 2021 5 M. Bojinov, “The ability of a surface charge approach to describe barrier film growth on tungsten in acidic solutions,” Electrochimica Acta, Bd. 42, Nr. 23-24, pp. 3489-3498, 1997 6 R. Giovanardi, C. Fontanesi und W. Dallabarba, “Ad- sorption of organic compounds at the aluminium oxide/aqueous solution interface during the alumi- nium anodizing process,” Electrochimica Acta, Bd. 56, Nr. 9, pp. 3128-3138, 2011 Technische Universität Ilmenau Hybrider Hörsaal für Blockvorlesung „Angewandte Galvanotechnik“ Im Rahmen des Masterstudiengangs Elek- trochemie und Galvanotechnik an der TU Ilmenau fand vom 2. bis 6. August 2021 die hybride Blockvorlesung „Angewandte Galvanotechnik“ statt. Die Hälfte der zehn Referenten präsentierte ihre Vorlesung online vor den zehn teilnehmenden Stu- dierenden und zehn Gasthörern aus der Industrie. Das Modul wurde von erfahrenen Vertretern aus der Industrie vorgetragen und umfasste folgende Schwerpunkte: Planung/Projektierung Substrat Schichtbildung Qualitätsprüfung Abwasserbehandlung Recht & Zukunft Rainer Venz (Coventya International GmbH) behandelte in seiner Vorlesung im Schwer- punkt Planung/Projektierung die Funktio- nalisierung von Oberflächen und die Beson- derheiten der galvanotechnisch geeigneten Konstruktion von Bauteilen. Im Schwer- punkt Substrat ging er auf die Substrataus- wahl ein. Direkt daran knüpfte Marc Longerich (SurTec Deutschland GmbH) mit der Substratbeschaffenheit und Vor be hand- lung an. z t i r F s a h t a M i : d l i B Zur Thematik Schichtbildung vermittel- te Dr. Dirk Rohde (Atotech Deutschland GmbH) die Prozesse für galvanische und chemische Beschichtungen sowie die Kupfer- beschichtung für Halbleiteranwendungen. Techniken wie Gestell, Band, Trommel wur- den durch Dr. Martin Metzner (Fraunhofer- Institut für Produktionstechnik und Automa- tisierung IPA), die Kunststoffgalvanisierung durch Sarah Martin (SAXONIA Galvanik GmbH) und Versiegelungen und Topcoats durch Dr. Ralph Blittersdorf (Zeschky Gal- vanik GmbH & Co. KG) anschaulich erklärt. Die Qualitätsprüfung mit Prozessüber- wachung, Reklamationsmanagement und dem Verlauf von der Erstbemusterung zur Serie brachte Dr. Christoph Baumer (Collini AG) dem Auditorium nahe. Dr. Cay-Uwe Pinnow (HELMUT FISCHER GMBH) ging im Rahmen der Qualitäts- prüfung auf die Schichtdickenmessung/ Schichtzusammensetzung mit Röntgenflu- oreszenz ein. Als neuer Schwerpunkt wurde in diesem Jahr die Abwasserbehandlung aufgenom- men. Die Bedeutung dieser Prozessschritte präsentierte Herbert Hauser (Hauser+Walz GmbH). Dr. Malte-Matthias Zimmer (ZVO) schloss die Veranstaltung ab mit seinem Bei- trag über Regularien wie REACH und die 66 ZVOreport 5 | November 2021 Rainer Venz, Mathias Fritz, Kai Gerstner und Jesus Eduardo Valdes Landa (v.l.) sich daraus ergebenden Zukunftsperspekti- ven für die Galvanobranche. Im Rahmen des Moduls absolvieren die Studierenden mehrere Praktikumsversuche, wie Potenzialmessung an Mehrfach-Nickel- schichten (abgeschieden aus Elektrolyten mit unterschiedlichen Elektrolytzusätzen), Bauteilbeschichtungen mittels Trommel und Gestell mit anschließendem NSS-Korro- sionstest. Weitere Schwerpunkte der prakti- schen Arbeiten sind die anodische Oxidation verschiedener Aluminiumlegierungen sowie digitale Simulationen galvanischer Prozesse. Das Feedback der Studierenden und Gäste war durchweg positiv. Sie lobten ins- besondere den hohen Praxisbezug durch die zahlreichen Beispiele aus der Tätigkeit der Referenten. Dank des Hybridformats konn- ten in diesem Jahr viele Gasthörer aus der Industrie teilnehmen. Die nächste Blockver- anstaltung wird im Juli 2022 erneut als Hy- bridveranstaltung an der TU Ilmenau statt- finden.