• News ©bluebay2014

ZVO onlineDialog zum Thema Brandschutz

Die seit Januar betriebene digitale Kommunikationsplattform ZVO onlineDialog – exklusiv für ZVO-Mitglieder – nahm sich am 15. April 2021 des Themas Brandschutz an. 43 Teilnehmer folgten bis zum Schluss aufmerksam dem virtuellen Angebot.

ZVO onlineDialog zum Thema Brandschutz

Zwei Vorträge standen auf der Agenda. Dieter Lenzenhuber, Gebietsverkaufsleiter Bayern bei MacDermid Enthone, langjähriger externer Fachdozent an der bayrischen Staatlichen Feuerwehrschule Geretsried, referierte zu einem Erfahrungsbericht aus Bränden in deutschen Galvanobetrieben und gab damit ein interessantes Update zum vorbeugenden Brandschutz in der Galvano- und Oberflächentechnik. Einführend schilderte Lenzenhuber die üblichen Nachlässigkeiten in der Tagesroutine in Unternehmen und rüttelte die Teilnehmer auf, den vorbeugenden Brandschutz besonders ernst zu nehmen und nicht als reine Kostenstelle zu betrachten.

Anhand vieler Schadensfälle dokumentierte Lenzenhuber die Auswirkungen von Bränden in Galvaniken, die in den vergangenen 20 Jahren leider sehr stark zugenommen haben. Vorbeugender Brandschutz in der Galvanotechnik bedeutet im Gegensatz zum bekannten abwehrenden Brandschutz, eine gewinnbringende Investition in die Sicherstellung der Produktion, der Fertigungsqualität und damit der gesamten Unternehmensleitung. Lenzenhuber räumte in seinem Vortrag auch auf mit der vielfach bei Betreibern von Galvaniken feststellbaren Überzeugung auf, die Feuerwehr werde im Fall der Fälle das Unternehmen schon zu retten wissen. Hauptanliegen der Feuerwehr ist es jedoch, in erster Linie Menschenleben zu retten und erst danach kämen, in priorisierter Reihenfolge, die sogenannten „wertvollen Sachgüter“ an die Reihe. Resümierend sprach der Referent auch die wichtigste Zugangsvoraussetzung zum Thema Vorbeugender Brandschutz an, nämlich die Änderung bzw. die Aufmerksamkeit der eigenen Einstellung, des Verhaltens. Diese kostee zwar nichts, sei jedoch am schwersten. Denn alle Vorsicht und Prävention beginne im Kopf, in der „inneren Einstellung“, etwas zu tun und umzusetzen. Nicht nur beim Unternehmer, vor allem auch bei den verständigen Mitarbeitern in der Tagesroutine.

Adäquates Risk-Management ist Voraussetzung für Brandschutzversicherung

Florian Nowack beschäftigt sich seit 2017 beim ZVO-Assekuranzmakler Bücher Barella als technischer Underwriter nicht nur mit der Erfassung der Risiken und deren Platzierung, sondern zeichnet auch verantwortlich für die Abwicklung kapitaler Brandschäden. In seinem Vortag ging er auf Tendenzen im Versicherungsmarkt und speziell in der Oberflächentechnik ein. Versicherer verknappen im laufenden Versicherungsjahr weiter ihre Personalkapazitäten und stellen hohe Anforderungen an den Brandschutz. Die 2020 im Vergleich zu den Vorjahren glücklicherweise geringerer Anzahl von Großschäden hat eine zusätzliche Verschärfung vermieden.

Für die Versicherungserneuerung 2022 wird sich die Situation, bedingt durch eine große Brandkatastrophe zu Beginn 2021, deutlich verschärfen und eine Versicherbarkeit nur mit einem risikoadäquaten Risk-Management möglich sein. Dazu gehören die ausführliche Darstellung der unternommenen Anstrengungen in Prävention und Verhütung von Brandschäden und die eingeübten Vorkehrungen zum Umgang mit Gefahrensituationen. Da die Personaldecke der Versicherer weiter schrumpft, findet eine qualifizierte Auseinandersetzung mit den Risiken immer seltener statt.

Ohne klares Bekenntnis der Unternehmen bzw. des Unternehmers zum Brandschutz und Mitwirkung bei den Forderungen der Versicherer wird eine Erneuerung der Verträge problematisch werden. Dabei wachsen die Anforderungen an den Brandschutz stetig.

Hier sind insbesondere zu nennen:

Organisatorischer Brandschutz

• Revision der elektrischen Licht- und Kraftanlagen

• Isolationsschutzmessung

• Thermographie

• Ordnung und Sauberkeit

• Rauchverbote

Baulicher Brandschutz

• Ausweisung und Verkleinerung gesicherter Brandabschnittsflächen

• Ertüchtigung von baulichen Trennungen, insbesondere auch bei Wanddurchbrüchen

• Im besten Fall der Verzicht auf brennbare Materialien oder die Reduzierung der Brandlast durch ausgewählte Werkstoffe.

Anlagentechnischer Brandschutz

• Geeignete Brandmeldeanlage als Standard

• Automatische Abschaltung der Lüftungsanlage nach Auslösung der Brandmeldeanlage, inklusive Motorbremse auch bei kleineren Anlagen.

• Stationäre Löschanlagen bei großen Flächen, sowohl Oberflur (Decke) als auch Unterflur (zum Beispiel unter Laufstegen)

Nur organisatorisch und technisch gut aufgestellte Betriebe, die den Risikoträgern ein realistisch kalkulierbares Risiko darlegen, sichern ihre langfristige Versicherbarkeit. Aber auch in der Schadenregulierung droht Ungemach durch Verschärfungen, zum Beispiel durch:

Nachweise von Prüfpflichten

• Revisionen

• Behördliche Prüfungen

• Einzelvertragliche Vereinbarungen

Umsetzung von behördlichen Auflagen

• Intensive Prüfung der Bauakten bis hin zur ursprünglichen

  Baugenehmigung mit Soll-Ist-Vergleich

• Alle kausalen Zusammenhänge zum Schadeneintritt und der daraus folgenden Schadenhöhe werden geprüft

• Wurden alle erforderlichen Anzeigepflichten erfüllt? Ist der Entfall von Genehmigungen mit Wirkung auf die Regulierung behördlicher Forderungen gegeben?

Umsetzung von Technischen Vorschriften

• VdE 0100 und fortfolgende VdE-Vorschriften

• Weitere Normen wie CE-Kennzeichnungen

Prüfung der vertraglichen Vereinbarungen

• Unterversicherung

• Wissenszurechnung

Die Risikoträger, also die Versicherer, suchen im Schadensfall bewusst zunehmend kausale Zusammenhänge, um eine Quotelung der Entschädigung zu erreichen. Nur eine qualifizierte Schadensteuerung und erprobte Bedingungswerke können hier Rechtssicherheit bringen.